Servus Mister Spex – Österreichisch für Anfänger

Servus Mister Spex – Österreichisch für Anfänger

In den vergangenen drei Monaten hat uns Marlene aus Österreich in der PR-Abteilung unterstützt. Lest hier etwas über ihren Alltag und über sprachliche Herausforderungen.

Servus! In den vergangenen Monaten durfte ich Teil der Mister Spex-Familie sein. Als Praktikantin in der PR-Abteilung lernt man schnell, welchen Wert Sprache, Grammatik und vor allem der eigene Wortschatz in diesem Arbeitsumfeld haben. Als Österreicherin hat man es da nicht immer leicht. Zwar könnte ich behaupten, dass mein Wortschatz möglicherweise doppelt so groß ist wie der meiner deutschen Kolleginnen, allerdings auch nur weil ich mittlerweile sehr geübt darin bin, „Österreichisches Deutsch“ ins „Deutsches Deutsch“ zu übersetzen und umgekehrt. Deutsch ist eben nicht gleich Deutsch.

Im Alltag stößt man dann schon mal mit einer für Österreicher geläufigen Phrase wie „Das geht sich aus“ an die Grenzen des deutschen Verständnisses. In meinem Fall musste ich ein paar Monate später feststellen, dass aus meinem deutschen Kollegen- und Freundeskreis niemand so richtig kapiert, was ich damit meine. Gelächelt und genickt haben sie trotzdem immer, wenn sich bei mir etwas „ausging“. So höflich, diese Deutschen! Mittlerweile bin ich ganz gut darin zu erklären, was es heißt, wenn sich etwas ausgeht. Einfach ausgedrückt bedeutet es, dass von etwas (Zeit, Geld, Raum) genug da ist, um das gewünschte Ziel, Vorhaben, usw. zu erreichen. So richtig erklären kann man es aber irgendwie nicht, jeder Österreicher weiß aber, was damit gemeint ist. Es spiegelt einerseits die österreichische Mentalität wider (viele würden sie als „gemütlich“ bezeichnen) und vermittelt gleichzeitig einen Hauch von Optimismus. Stress dich nicht, alles wird gut – es geht sich schon aus!

Womit man als Österreicherin auch immer ungewollt Verwirrung stiften kann ist, den Januar ganz frech „Jänner“ zu nennen. Im Gegensatz zu „Es geht sich aus“ wird der „Jänner“ nicht resignierend hingenommen und lächelnd benickt. Stattdessen wird man freundlich aber dennoch bestimmt korrigiert: Jänner? Meinst du Januar? Ja, das heißt hier Januar. Jedes Mal wenn mir Jänner also wieder einmal rausrutscht, korrigiere ich mich schon selbst und erfinde damit einen neuen Monat: den Jänuar. Ein guter Kompromiss würde ich sagen! Stundenlange Diskussionen lassen sich aber definitiv über die Aussprache von China und Chemie führen. Während der Österreicher hier von „Kina“ und „Kemie“ spricht, bevorzugt der Deutsche „Schina“ und „Schemie“. Aufgrund des großen Konfliktpotenzials, das diese Diskussion bietet, soll auf die Kina-Schina-Thematik nicht näher eingegangen werden. Ich bin mir sicher, dass Freundschaften dadurch schon zu Bruch gegangen sind.

Auch beim Thema Essen unterscheidet sich das, was der Österreicher isst, von dem, was der Deutsche isst. Zumindest hinsichtlich der Benennung. Erst gestern bin ich minutenlang vor dem Kühlregal suchend auf und ab gelaufen, weil ich den „Sauerrahm“ (dt. Saure Sahne) nicht finden konnte. Mittlerweile kann ich mich aber immerhin schon dazu überwinden, Brötchen auch Brötchen zu nennen (zumindest an öffentlichen Orten), obwohl diese Verkleinerungsform von Brot für mich doch etwas seltsam ist. Die Österreicher sehen das Thema „Gebäck“ (dt. Backwaren) sowieso etwas differenzierter als die Deutschen. Da gibt es eben „Semmeln“ und da gibt es „Weckerl“, die sich grundlegend voneinander unterscheiden! Auch beim Obst und Gemüse schüttelt man manchmal verwirrt den Kopf, weil gefühlt jedes zweite Früchtchen zwar so aussieht wie es aussehen soll, aber trotzdem anders heißt. So wird der „Vogerlsalat“ zum Feldsalat, der „Karfiol“ zum Blumenkohl, die „Marille“ zur Aprikose, die „Melanzani“ zur Aubergine und das „Eierschwammerl“ zum Pfifferling. Der Österreicher packt seine Einkäufe dann in ein „Sackerl“, der Deutsche nimmt da lieber eine Tüte oder den Beutel zur Hand. Der Österreicher wiederum bestellt sein Eis in der „Tüte“, was beim Deutschen eher die Vorstellung von einem Eisverkäufer, der die Eiskugel ins Plastiksackerl plumpsen lässt, hervorruft. Da soll einer mal den Überblick behalten! Die größte Abneigung, die ich vermutlich auch nie ablegen werde, ist die gegen das Wort „Schorle“. Egal ob Wein- oder Apfelschorle, ich bringe es nicht über meine Lippen ohne mich dabei merkwürdig zu fühlen. Da weiche ich lieber auf komplizierte Umschreibungen oder komplett andere Getränke aus, Hauptsache die Schorle bleibt dort wo sie hingehört, also im Kühlschrank und nicht in meinem Wortschatz.

Nun wird es leider Zeit meinen Platz im Büro freizuräumen und einige leere (Mate-)Flaschen wegzubringen. Exkurs: Während sich der Österreicher darunter den 2 Meter Weg zum Mistkübel vorstellt, bringt der Deutsche die Flaschen pflichtbewusst zum nächsten Supermarkt. Schließlich kriegt man hier für jede zurückgebrachte Flasche oder Dose ein paar Cent Pfand zurück! Eine Sache, an die ich mich auf jeden Fall noch gewöhnen muss, aber grundsätzlich gut finde. Jetzt muss ich nur noch lernen, nicht auf jede leere Plastikflasche draufzuspringen und sie flach wie eine Flunder zu pressen. Auf ein zerquetschtes Plastik-Irgendwas stehen die Pfandautomaten nämlich gar nicht. Danach drehe ich das Licht ab (ja in Österreich dreht man, obwohl es bei den meisten Schaltern nix zu drehen gibt) und verabschiede mich von meinen „leiwanden“ Kollegen. Ich konnte auf jeden Fall viel mitnehmen aus diesen drei Monaten bei Mister Spex, unter anderem das tollste aller Worte: Gedöns! Gedöns geht einfach immer! Ich hoffe ich konnte zum besseren Verstehen zwischen Österreichern und Deutschen beitragen.

Bussi und Baba

Marlene


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