„Wir alle sollten offener über das Thema Männergesundheit sprechen“
Jedes Jahr lassen sich Männer weltweit im November einen Schnurrbart wachsen oder verzichten gänzlich auf eine Rasur. Der vorletzte Monat des Jahres soll auf ein Thema aufmerksam machen, über das immer noch viel zu wenig gesprochen wird: Männergesundheit. Um einen geschützten Raum zum Austausch anzubieten, haben wir deshalb ein virtuelles „Movember“-Panel veranstaltet.
Movember ist ein aus dem Englischen entlehntes Kofferwort aus den Wörtern moustache (Kurzform: mo; deutsch: Schnurrbart) und November. Der Begriff steht für eine Fundraising-Aktion, die aus Australien stammt und 2003 ins Leben gerufen wurde. In den vergangen 20 Jahren ist aus einer kleinen Idee ein globales Happening gewachsen, bei der Männer sich Schnurrbärte wachsen lassen, um ein Zeichen für Männergesundheit zu setzen. In erster Linie geht es bei der Aktion ums Sammeln von Spenden, die der Forschung und Behandlung von physischen und psychischen Krankheiten zugutekommen.
Eine ähnliche Aktion kommt aus den USA, sie trägt den Namen „No Shave November“. Kleiner Unterschied zum Movember: Hier geht es nicht um einen Schnurr-, sondern einen Vollbart. Männer verzichten einen Monat auf den Kauf von Rasur-Produkten und Barber-Besuchen – und Spenden das ersparte Geld für Einrichtungen, die der Prostata- und Hodenkrebs-Forschung und Behandlung zugutekommen. Neben den Spendengeldern haben beide Aktionen ein weiteres, wichtiges Ziel: Sie wollen Männer ermutigen, offener über Vorsorge-Untersuchungen und mentale Gesundheitsprobleme zu sprechen.
Insgesamt neun männliche Spexies aus unterschiedlichen Positionen im Unternehmen haben sich in zwei Panels (eins auf Deutsch, eins auf Englisch) versammelt und verschiedene Sichtweisen auf das Thema Männergesundheit mitgebracht. Es wurde offen und ehrlich darüber geredet, wie Männer sich vor allem im Arbeitskontext schwer damit tun, mit Kolleg*innen über gesundheitliche Probleme zu sprechen. Auch im Jahr 2022 gibt es im beruflichen Umfeld viele Narrative, die von der vermeintlich starken männlichen Figur geprägt sind, für die Wesenszüge wie Schwächen und Gefühle oftmals Fantasiegebilde sind. Die Realität sieht anders aus. „Unter moderner Männlichkeit verstehe ich, dass ich meinen Kolleg*innen Bescheid gebe, wenn ich mich nicht wohl fühle“, sagte ein Panel-Teilnehmer und fügte an: „Wir alle sollten offener über das Thema Männergesundheit sprechen.“
Eines dieser Tabuthemen ist die Krebsvorsorge. Je älter Männer werden, umso höher ist die Chance, mit einer Krebskrankheit diagnostiziert zu werden. Besonders häufig treten Prostata- und Hodenkrebs auf. Eine Vorsorge-Untersuchung ist daher nicht nur für das eigene Gewissen wichtig, sondern auch für den Arbeitgeber – das bestätigte ein Panel-Teilnehmer aus unserer HR-Abteilung: „Uns als Unternehmen tut es aus rein ökonomischer Sicht nicht weh, wenn ein Mann aufgrund einer Vorsorge-Untersuchung zwischendurch zwei Stunden nicht arbeiten kann. Bei einer schweren Krankheit mit langem Verlauf sieht das logischerweise anders aus. Deshalb mein Appell: geht zu Ärzt*innen – und zwar frühzeitig.“
Neben Krebskrankheiten stehen beim Movember vor allem auch psychische Krankheiten wie Depressionen oder Burnout im Fokus. Auch hiervon waren einige Panel-Teilnehmer bereits selbst betroffen. In einer Sache waren sich alle einig: Wenn Männer sich ihren Kolleg*innen anvertrauen, fällt ihnen auch die Arbeit leichter: „Kommunikation ist das Wichtigste. Niemand kann in andere Menschen hineinschauen und erahnen, wie es dem Gegenüber wirklich geht. Als ich mich anderen Personen anvertraut habe, ist mir auch die Arbeit wieder leichter gefallen und ich musste keine Rolle mehr spielen“, sagte ein Panel-Teilnehmer: „Dieser Raum hier ist schon ein Anfang. Wenn hier auch nur eine Person herausgeht, die sich ermutigt, über seine Probleme zu sprechen, haben wir schon gewonnen.“
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